Dringender Aufruf zur Solidarität mit dem Pueblo von Santa María Ostula.

Dringender Aufruf zur Solidarität mit dem Pueblo von Santa María Ostula.

  1. August 2023.

An die Pueblos Mexikos und der Welt.

Der Widerstand des Pueblo Nahua von Santa María Ostula ist so lang wie seine Geschichte. In 2009 wurde in ganz Mexiko eine neue Etappe seines Kampfes bekannt: Gemeinsam mit den Pueblos Wixárika, Purhépecha, Binnizá, Hñahñuu, Coca, Tzeltal, Ñuu Savi und Rarámuri wurde das Manifest Ostula öffentlich gemacht, in welchem sie ihre Entschlossenheit bekräftigten, ihr historisches Recht auf Autonomie und Selbstbestimmung weiter auszuüben. Einige Wochen nach der Veröffentlichung des Dokuments, machten sich Tausende kommunaler Mitglieder von Ostula an die Arbeit, Hunderte Hektar Land zurückzugewinnen, die sich im Besitz von Kaziken und kleinen Privateigentümern befanden. Die vom Pueblo Nahua von Santa María Ostula wiedererlangten Ländereien, heute Xayakalan genannt, werden von Geschäftemachern des Tourismus, des Bergbaus, der Vernutzung von Edelhölzern und des organisierten Verbrechens begehrt. Darüber hinaus liegt Ostula innerhalb eines strategischen Gebietes: zwischen den beiden wichtigsten Häfen Mexikos, Manzanillo und Lázaro Cárdenas.

In kurzer Zeit wurde der Pueblo von Santa María Ostula zu einer Referenz für Autonomie und Selbstverwaltung. Land und Strände verblieben in kommunalem Besitz der Nahuas von Ostula, in welchem Hibiskus- und Papaya-Pflanzungen angelegt wurden und die Schildkröten, die zum Eierlegen an die dortigen Strände kommen, geschützt und bewahrt werden. Es wurden dort auch Tourismusprojekte vorangetrieben, jedoch stets auf kommunitäre Weise entschieden und verwaltet. Gleichzeitig übernahm die Guardia Comunal [kommunitäre Sicherheitsstruktur] die Verantwortung, den Bewohner*innen der Region Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit zu gewährleisten.

Die Herren des Krieges und des Geldes waren jedoch nicht bereit, einen solchen Akt der rebellischen Würde des Pueblo von Ostula zu dulden. Um diesen Pueblo Nahua an der Küste von Michoacán auszulöschen und von dort zu vertreiben, haben die Mächtigen eine wahre Situation des Terrors errichtet. Sie stützen sich darin auf Paramilitärs, Gruppen des organisierten Verbrechens, lokale Regierungen und Polizeieinheiten sowie Armee und Marine. Um diese Brutalität zu demonstrieren, hier nur eine einzige Angabe: 36 Gemeindemitglieder von Santa María Ostula, darunter mehrere kommunale Verantwortliche und Mitglieder der Guardia Comunal, wurden ermordet und weitere fünf sind verschwunden gemacht.

Aktuell hat der von Verantwortlichen des mexikanischen Staates und kriminellen Gruppierungen entfesselte Krieg gegen die Comunidad, ihre Ländereien und ihre Autonomie nicht nur nicht abgenommen, sondern er ist in den letzten Tagen brutal angewachsen. Die gewaltsame Hinrichtung von Lorenzo Froylan de la Cruz Ríos – dessen lebloser Körper am 10. August 2023 gefunden wurde und der wenige Tage zuvor von einem Kommando des Kartells Jalisco Nueva Generación (CJNG) „verschleppt“ worden war – ging einher mit einer Mitteilung vom 11. August 2023, worin die „Justiz“-Organe“ des Bundesstaates [Michoacán] drohen, dem Pueblo Nahua von Santa María Ostula einen Teil seiner Ländereien zu rauben. Und als ob das nicht genug wäre, droht der Gouverneur von Michoacán, Alfredo Ramírez Bedolla (MORENA-Partei), in den Medien offen mit der Vertreibung der Pueblos in Widerstand. Mit legalen und illegalen Mitteln intensivieren die offiziellen Macht-Organe in Michoacán somit den Krieg gegen den Pueblo Nahua von Santa María Ostula und sein legitimes Recht auf Autonomie.

Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass im Bundesstaat Michoacán das Wiederaufleben krimineller Gruppierungen zu einer Eskalation der Gewalt geführt hat, und anstatt auf diesen dringlichen Notzustand zu reagieren, beschließt die Regierung des Bundesstaates, diejenigen anzugreifen, die das Gebiet verteidigen.

Der Pueblo Nahua von Santa María Ostula in Michoacán ist jedoch nicht der einzige Pueblo, der die Intensivierung von Krieg und Beraubung erfährt: In Guerrero leisten die Pueblos des Consejo Indígena y Popular de Guerrero – Emiliano Zapata (CIPOG-EZ) Widerstand gegen die entfesselte Gewalt der verbrecherischen Gruppierungen [organisiertes Verbrechen].

In Oaxaca prangern die Pueblos der Unión de Comunidades Indígenas de la Zona Norte del Istmo (Ucizoni) – die sich gegen den Interozeanischen Korridor des Isthmus von Tehuantepec im Widerstand befinden – das zunehmende polizeiliche Drangsalieren von Verteidiger*innen von Land Gebiet öffentlich an.

Wir, die wir den Espacio de Coordinación Nacional: Stoppt den Krieg gegen die zapatistischen Pueblos. Wenn sie eine*n angreifen, greifen sie uns alle an bilden – in Begleitung anderer solidarischer Organisationen und Einzelpersonen – rufen angesichts dieser Situation dazu auf:

Seid/ bleibt alarmiert – angesichts einer möglichen Gewalt-Eskalation gegenüber den Pueblos von Ostula und anderen Pueblos, die ihr Land, ihr Gebiet verteidigen.

Wir rufen dazu auf, öffentlich Solidarität auszudrücken und öffentlich die Regierung des Bundesstaates Michoacán und die Regierung Mexikos anzuprangern – angesichts dieser Politik eines Krieges gegen die Pueblo originarios, die ihre Gebiete verteidigen. Wir rufen die Menschen gutes Herzens dazu auf, die Pueblos, die für das Leben kämpfen, nicht alleine zu lassen.

Gerechtigkeit für Lorenzo Froylan de la Cruz Ríos!

Stoppt den Krieg gegen die Pueblos, die für das Leben kämpfen!

Espacio de Coordinación Nacional: Stoppt den Krieg gegen die zapatistischen Pueblos. 

Wenn sie eine*n angreifen, greifen sie uns alle an.

  1. August 2023.

Unterschriften:

Congreso Nacional Indígena – CNI.

Llegó la hora de los Pueblos, México.

Centro de Derechos Humanos Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba), México

[… Es folgen sehr viele weitere Unterschriften …]